Lebenslauf
Lebenslauf
Eduard Schriber wurde am 1. Juni 1927 in der Hohmatt in Thun, einem Heim für alleinstehende Mütter geboren. Er wuchs in der Pflegefamilie Franz Zahler in Thierachern auf und besuchte dort die Schule. Die Pflegeeltern hätten Eduard gerne als Lokomotivführer gesehen und so trat er nach der Schule eine Mechanikerlehre bei der Selve in Thun an.
Eduard Schriber war ein naturverbundener, tierliebender Mensch. Im Mechanikerumfeld fühlte er sich nicht richtig wohl. Als er in der Gewerbeschule sass, sah er draussen einen Alpaufzug vorbeiziehen. Spontan verliess er das Klassenzimmer und folgte den Kühen und brach seine Lehre ab.
Er konnte nicht mehr bei seinen Pflegeeltern bleiben und fand ein neues Zuhause bei der Bauernfamilie Danz, auf dem Hof Sumpf in Hindelbank. Hier fühlte sich Eduard Schriber wohl. Er konnte seine Begabungen entfalten und viel lernen.
Gerne wäre er im Militär Traguner geworden. Aber weil er damals noch zu klein und zu leicht war, erfüllte sich dieser Wunsch nicht.
Statt dessen trat er bei Familie Baumgartner, am Genfersee eine Stelle als Melker an. Im Sommer war er mit dem Vieh auf einer Alp im französischen Jura.
Nach mehreren Jahren wechselte er die Stelle. Er wurde Melker bei Familie Ernst Iseli auf dem Hof Glütsch bei Erlenbach.
Nach drei Jahren trat er eine Melkerstelle in Boltigen bei Familie Üeltschi an. Nach weiteren zwei Jahren fand er eine Stelle im Wendtal im Zürichbiet und im Sommer war er im Reichenbachtal im Breitboden auf der Alp.
Dort lernte er Johanna Katharina Kehrli kennen, die auf der Schwarzwaldalp arbeitete. Eduard Schriber und Johanna Katharina heirateten am 23. März 1957 und bezogen eine Wohnung an der unteren Zollgasse in Ostermundigen. Im November 1958 wurde zur grossen Freude von Eduard Sohn Andreas Eduard geboren. Leider wurde die Ehe mit Johanna Katharina nach einigen Jahren geschieden und Sohn Andreas wurde in der Familie seines Götti in Innertkirchen aufgenommen.
Seit 1957 arbeitete Eduard Schriber bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1988 auf dem Bauerngut der psychiatrischen Klinik Waldau. Eduard Schriber verstand es gut, auch verschlossene Patienten mit Tieren in Kontakt zu bringen, ihnen Verantwortung in der Tierpflege zu übertragen und die Patienten so wieder fürs Leben aufzuschliessen.
Während einigen Sommern war er im Auftrag der Waldau zusammen mit Patienten auf dem unteren Gurnigel, wo über 70 Rinder und auch zwei Pferde gesömmert wurden.
Eduard Schriber war schon als Kind beeindruckt, wie ein Hund eine ganze Kuhherde zusammenhalten und treiben konnte. Das Umfeld in der Waldau ermöglichte es ihm, mit der Zucht von Appenzellerhunden weiterzufahren. Bis zuletzt engagierte er sich in der Zucht von Appenzellerhunden und hatte damit viele schöne Erfolge.
Auch seine zweite Ehe mit Gertrud Hänni blieb unglücklich und wurde nach 16 Jahren 1983 wieder geschieden. Am 16. Mai 1986 heirateten Eduard Schriber und Regina Schär. Erst in seiner dritten Ehe mit Regina war Eduard richtig glücklich. Die beiden pflegten einen zärtlichen, liebevollen Umgang miteinander, waren gemeinsam in der Hundezucht tätig und organisierten Fahrten mit Pferdewagen.
Wegen eines Asthmaleidens liess sich Eduard mit 62 Jahren pensionieren und im Dezember 1988 zogen Eduard und Regina von Ostermundigen weg nach Gerzensee. Im Bauernhaus im Thalgut Bestand weiterhin die Möglichkeit Hunde zu züchten, Pferde zu halten und Fahrten mit Pferdewagen zu organisieren. Unvergesslich blieb die Fahrt zur 700-Jahrfeier der Eidgenossenschaft. Eduard und Regina fuhren zusammen mit Freunden im Juli 1991 fünfspännig nach Schwyz.
Es war ein schwerer Schlag für Eduard Schriber, als seine geliebte Frau Regina am 19. April 1993 völlig unerwartet starb. Eduards Gottvertrauen war erschüttert und er brauchte Zeit, um sich wieder im Leben zurecht zu finden. Er besorgte von da an den Haushalt selbständig. Er war dankbar, weiterhin Tiere halten zu können und als kontaktfreudiger Mensch pflegte er gute Freundschaften. Er hatte auch Zeit zum Lesen, sah gerne Dokumentarfilme über Tiere und die Natur und schrieb selber Artikel für Zeitschriften.
Diesen Sommer verschlimmerte sich sein Asthmaleiden, so dass ein Spitalaufenthalt und anschliessend eine Kur in Heiligenschwendi nötig wurden. In diesem Kuraufenthalt blühte er noch einmal so richtig auf. Am 22. November schrieb er einen ausführlichen Dankesbericht an die Höhenklinik Heiligenschwendi.
Eduard Schriber schrieb an die verantwortlichen Damen und Herren und "die fleissigen Krankenschwestern, welche den Patienten liebevoll begegnen" unter anderem Folgendes:
"Aus innerer Berufung und Überzeugung möchte ich den oben aufgeführten Personen, welche massgebend an meiner Heilung beteiligt waren, den herzlichsten Dank aussprechen.
Bevor ich meinen Kuraufenthalt in kurzen Worten schildere, möchte ich primär Herrn Dr. B. Bühler in Kirchdorf danken, dass er mit der Visana meinen Aufenthalt in Heiligenschwendi ermöglichte.
Wenn mein Bericht gelegentlich mit etwas Humor begleitet wird, ist das ein Zeichen meines fröhlichen Naturells.
Als schwerkranker Asthmapatient durfte ich am 9. September morgens meine dreiwöchige Kur im Berner Reha Zentrum AG Heiligenschwendi antreten und nach drei Wochen als purli munterer Bürger verlassen."
Zum Schluss heisst es in seinem Bericht:
"Abschliessend darf ich sagen, dass ich in den drei Wochen viel gelernt habe und im Herzen als Schulaufgabe mit nach Hause nahm und es auch anwende. Ferner war es mit meinen 75 Jahren der erste Urlaub. (Gesundheitsurlaub)
Ich freue mich schon jetzt auf einen gelegentlichen Aufenthalt in ihrer Klinik."
Leider sollte es zu keinem weiteren Aufenthalt in Heiligenschwendi kommen. In der nebligen Luft verschlechterte sich letzte Woche der Gesundheitszustand von Eduard Schriber wieder und unerwartet starb er in den frühen Nachtstunden des 21. Dezember 2002 bei sich zu Hause.
Lebenslauf zusammengestellt nach Angaben von Andreas Schriber und Bekannten von Eduard Schriber.
Gerzensee, 25. Dezember 2002, Hans Schneider, Pfr.
- Mein Dank gilt Herrn Andreas Schriber, der mir die Erlaubnis gab, den Lebenslauf seines Vaters veröffentlichen zu dürfen -
Nachruf (verfasst von Ursula Spiess)
Erinnerungen
Es fällt mir schwer, einen so genannten "Nachruf" zu schreiben - da es sich so überaus endgültig anhört! Besonders schwer fällt es mir, da ich täglich ein Teilchen seines Lebenswerkes, seines Vermächtnisses vor Augen habe: meine Hündinnen
"Aika vom Sielberg"
*26.05.1998 †09.11.2010
- eine Bärgfrüehlig - Tochter -
"Ave von der Großen Gusen"
*09.09.2006
- eine Bärgfrüehlig - Enkelin -
"Finje von Ursel's Bläss"
- eine Bärgfrüehlig Urenkelin -
Denke ich an Edi Schriber, so fallen mir ganz spontan die herzlichen vielen Telefonate ein. Eine hohe Fistelstimme kam an den Apparat - 'Schriber' - - - tschau Ursula, wie geht es Dir, was machen Deine Hunde?- - - ... Und dann haben wir mal wieder gefachsimpelt.
Eine nette Begebenheit mit ihm werde ich wohl nicht vergessen: Es war Ende Juni 2000, wir fuhren zusammen zum Clubplausch des SCAS, Nähe Thuner See, ganz in der Nähe seines Heimatortes. Während der Fahrt zur Alp rief er ganz fröhlich: "Hei Ursula, jetzt werden wir gleich sehen, wie gut Du Auto kutschieren kannst - dort vorne geht es steil auf einer Schotterstrasse den Berg hinauf. Ich werde Dir dann Anweisung geben, wie Du zu fahren hast!" Ja - und so fuhren wir los. Er gab mir Anweisungen - jawohl - wie einem "Bläss" mit seinem Stock zeigend: Stock gerade nach vorne = geradeaus, Stock nach rechts = rechts abbiegen, Stock nach links = links abbiegen. Das geschah so impulsiv bei ihm - er hätte gar nicht anders können! Es ging auf die Alp!! Seine Welt für viele viele Jahre - er konnte es schier nicht erwarten, endlich wieder oben zu sein! Es war für ihn wie eine Art von "Wiederheimkommen". Seine Augen glänzten vor Freude und Glück, sein Asthma machte keine "Zicken", er fühlte sich wohl wie schon lange nicht mehr! Ich bekam die Stallungen gezeigt, er erzählte von seiner Zeit als Senn - und er traf natürlich auch seine Kollegen. Es war besonders für Edi ein ganz toller Ausflug!
Etwas, das sicherlich im Bernbiet viele Menschen nicht vergessen haben, sind seine besonderen Fahrten zusammen mit seinen Appenzellern.
Wenn zum Herbst wieder alle Hunde zurück waren vom Treibeinsatz auf den verschiedensten Alpen, so mussten sie dem Edi bei der Arbeit helfen. Er setzte sie im Gespann geschickt ein - sie zogen aus unwirtlichem Gelände Baumstämme ins Tal, genauso natürlich einen Wagen, der mit Mist beladen war und ihren Besitzer.
Es war sicher ein besonderes Schauspiel, wenn Edi auf dem Kutschbock sass, auf seinem mit Holz oder Mist beladenen Wagen. Vorn waren seine Appenzeller mit leichtem Leinenzug eingespannt und zogen das Gespann mit Geläut und fröhlichen Lauten vom "Berngraben" die Steigung hinauf zum "Rosengarten" nach Hause Richtung Waldau. Die Hunde waren äusserst klug und hoch intelligent, sie kannten die Wegstrecke ganz genau, wussten auch an welcher Strassenkreuzung das Ampellicht von rot auf grün umspringt, drosselten bzw. verstärkten entsprechend ihr Lauftempo - und dies trotz der hohen Zuglast! Wenn tatsächlich einmal das Gespann etwas zu früh ankam, dann lag es an der Elektronik der Verkehrsanlage (diese werden schliesslich hin und wieder überprüft und auch mal geändert). Kam dann ein Fahrzeughalter mit dem Glauben daher gefahren, mit einem Blitzstart könne er dieses "unwirkliche" Gespann fix überholen, so hatte er sich gründlich verrechnet! Er verlor dieses Rennen grundsätzlich! Die Blässu konnten das grüne Ampellicht gar nicht abwarten, solch einen Power hatten sie und solch eine Freude am Wagenziehen!
Beeindruckend war für mich die Trauerfeier für Edi - sein Aussegnungsgottesdienst.
Der Leitspruch der Predigt, Psalm 23:
"Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. ..."
Pfr. Hans Schneider aus seiner Heimatgemeinde wählte seine Worte treffsicher mit viel Einfühlungsvermögen. Ich bin sehr glücklich darüber, diesen Geistlichen kennengelernt zu haben - es gibt nicht viele wie ihn!
Ja, Edi, in meinen Erinnerungen wirst Du weiter leben - Dein fröhliches Lachen, Deinen Humor, Deinen Witz, werde ich sehr vermissen!
Dein Wissen um Zucht schlechthin wird keiner ersetzen können - Du warst EINMALIG. Ich habe Dich einmal den "ungekrönten König der Appenzeller - Zucht" genannt - Du hast nur bescheiden gelacht und mir dann schmunzelnd zugenickt. Deine letzte 'Königin' - die Iris - sie ist seit einigen Tagen auch bei Dir...
Ich danke Dir für Rat - Tipps - auch dafür, dass ich Dich habe kennenlernen dürfen! Danke.
Ursula Spiess
Die Texte wurden original aus der Website von Ursula Spiess übernommen, die leider im Juli 2020 verstorben ist, in der Hoffnung sie so noch eine Zeitlang für die Nachwelt erhalten zu können.
